Sisi – Märchenfigur vs Sex, Drugs and Violence
Ich muss zugeben, dass ich seit meiner Kindheit ein großer Sisi Fan bin und ich die Filme mit Romy Schneider geliebt habe. Innerhalb kurzer Zeit sind nun zwei neue Romane zur wohl bekanntesten Monarchin erschienen.
Allsion Pataki erzeugt in Sisi – Kaiserin wider Willen erneut eine romantische Märchenwelt alá Romy Schneider und traf damit vollkommen meinen Geschmack. Ich inhalierte die knapp 600 Seiten innerhalb eines Tages.
Und dann kam ein großer deutscher Privatsender und schickte Elena Hell los, um eine neue Adaption der Sisi Geschichte auf RTL-Niveau zu erzählen. Eigentlich könnte ich es damit auf sich beruhen lassen, denn RTL-Niveau spricht hier mehr als für sich.
Dennoch muss ich meinem Frust ein bisschen Luft machen. Die Autorin, welche von Feminismus wahrscheinlich auch nur in Klischees denkt und diesen vermutlich sehr verachtet, schafft es, die historische Beziehung von Franz und Sisi zu sexualisieren und mittels Gewalt und Drogen düster und “modern” zu gestalten. Enttäuschend, dass sich eine Frau auf solch ein Niveau herablässt.
Mehr als einmal wird erwähnt, dass die 16-jährige Sisi, die weder sexuelle Erfahrungen hat, noch einen Zugang zu Wissen in diesem Bereich(!), eigentlich nur dafür nach Wien fährt, um endlich Franz´ sexuelle Gelüste zu erfüllen. RTL samt Autor:innenschaft romantisieren hier eine missbräuchliche und gestörte Beziehung und spicken dies mit allerlei Entschuldigungen für den armen armen Franz, der doch so eine schwere Kindheit hatte. Deswegen darf er sich auch mit Opium zuballern, Sexarbeiterinnen ausnutzen und Sisi und seinen Freunden mittels Gewalt zeigen, wie verrucht er doch ist.
Diese Beziehung ist hochgradig toxisch, und dennoch wird sie gefeiert und zelebriert. Scheiß drauf, dass Sisi auch Gefühle hat, sie ist ja schließlich nur eine Frau, wobei, nein, eher ein Kind. Sie ist jung und naiv und sie muss arbeiten, um Franz zu überzeugen, dass er sie lieben kann. Auch, wenn diese Liebe natürlich nur rein körperlich ist. Franz ist kaputt und abgefuckt (RTL Niveau halt) und daher ist sexualisierte Gewalt natürlich auch vollkommen okay. Armer Franzl.
Ich meine, die 16 jährige Sisi freundet sich mit einer Sexarbeiterin an, die Franz zuvor besuchte, um herauszufinden, wie sie diesem sexuell gefallen kann. WTF!!!
Ich könnte hier noch einige weitere “tolle” Aspekte dieses Buches aufzählen (Xenophobie, falsche historische Geschehnisse), aber ich möchte meine Zeit lieber mit wertvolleren Dingen verbringen.
Fazit:
Nach wie vor kenne ich keinen historischen Roman, der Sisi als Frau zeigt. Pataki schafft ein neues romantisches Märchen, welches ich Sisi Fans durchaus empfehlen kann. RTL und Elena Hell jedoch versuchen hier mit 50 Shades of Franzl erneut jeglichen Feminismus und politisch korrekte Wertvorstellungen im Keim zu ersticken und verkaufen einfach nur Sex, Drugs und Violence! Finger weg davon!