Roman

Nullerjahre von Hendrik Bolz

Worum geht´s?
Hendrik Bolz, vielen vielleicht besser bekannt als Testo von Zugezogen Maskulin, erzählt in diesem Buch über seine Jugend in der Nachwendezeit im ostdeutschen Stralsund.

Meine Meinung:
Dieses Buch beginnt mit einer Triggerwarnung zur enthaltenen Sprache und das ist gut so, denn Bolz schreibt brutal und ehrlich und nutzt eben die Sprache, die wir nach der Jahrtausendwende benutzt haben. Schimpfwörter und Ausdrücke, die nicht nur rassistisch und ableistisch sind, sondern auch homofeindlich sind an der Tagesordnung. Ich finde es aber wichtig, dass er eben dieses Sprache nutzt und man erkennt, in welchem Umfeld er groß wurde, denn auch hier sieht man, welche Entwicklung unsere Sprache durchlebt hat. Ich zuckte bei vielen Wörtern zusammen, mehr, als wenn er von Prügeleien schrieb, obwohl sie in den Nullerjahren ebenso in meinem Wortschatz waren. Ich mag diese Entwicklung.

Der Autor schreibt hier ein in Teilen autobiografisches Buch über seine Kindheit am Rand der Gesellschaft, aufgewachsen im Plattenbau ohne Perspektive zwischen Nazis, Armut und Drogen. Es ist hart zu lesen, wie er seine Kindheit verbrachte und dennoch ist es auch bemerkenswert, dass und wie er dieser entkommen konnte.

Neben vielen Anekdoten aus seiner Jugend sind auch viele Einschübe mit sachlichen Fakten zu lesen, welche die Zeit bestimmten und diverse Entwicklungen erklärten.

Das Buch ist authentisch und ehrlich und gespickt von vielen Liedern, die ihn zu dieser Zeit begleiteten.

Es ist ebenso meine Zeit, in der ich groß wurde. Viele Dinge erkannte ich wieder, einige nur aus der Ferne, andere betrafen mich ebenso selbst. Bolz gibt hier einer Generation eine Stimme, die mit den Widrigkeiten der Nachwendezeit und dem Scheitern der eigenen Eltern klar kommen mussten. Einige schafften den Absprung, andere blieben zurück.

Gerade das Ende des Buches macht dies deutlich!

Fazit:
Brutales, ehrliches und wichtiges Buch, über eine Generation, deren Erziehung noch durch Stereotype und Vorurteile bestimmt war und wie sie den Umgang damit fand. Klare Leseempfehlung, für alle, die mit der sprachlichen Gewalt klar kommen!

Rezensionsexemplar, Kiwi Verlag

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