© Peter Müller / Bianca Nawrath
Autor:innen

Bianca Nawrath – Seid verdammt noch mal alle lieb zueinander!

Durch ihren grandiosen Debütroman “Iss das jetzt, wenn Du mich liebst” wurde ich auf die schauspielende Schriftstellerin Bianca Nawrath (und tatsächlich auch auf den Ecco Verlag) aufmerksam. Nachdem ich ihren Roman quasi inhaliert habe, begann über Instagram ein kurzer Austausch und ich Bianca scheute sich nicht, mir meine Fragen offen und ehrlich zu beantworten.

Rezension zum Buch

Bianca ist das Kind polnischer Einwanderer und wurde 1997 in Berlin geboren. Schon früh begann ihre Schauspielkarriere, was sie aber nicht davon abhielt, ihr Abitur zu absolvieren und ein Journalismusstudium in Berlin zu beginnen.

Derzeit ist Bianca für den Dreh eines weiteren Films unterwegs und ich fragte sie, ob sie neben Schauspielerei, Studium und dem Schreiben überhaupt noch Zeit für sich selbst hat. Durch ihren vollen Tagesablauf hat sie gelernt, jede freie Minute zur Entspannung zu nutzen. Am Set eines Films nutzt sie Drehpausen dann gerne, um in der Natur umher zu wandern oder mit dem Fahrrad die Gegend zu erkunden. Regentage werden mit Büchern und Klavierspielen gefüllt und abseits des Filmsets genießen ihre Freunde ihre Leidenschaft zum Kochen und ihre Vorliebe für Gesellschaftsspiele.

Der humorvolle und frische Roman der Autorin ist mit so vielen unglaublich wichtigen gesellschaftlichen Themen gefüllt, dass sich mir, nachdem ich mich mit Biancas Biografie beschäftigte, natürlich sofort die Frage stellte, wie viel von Bianca in ihrer Hauptfigur Kinga steckt. Hier kann ich leider nur Mutmaßungen anstellen, denn die Schriftstellerin behielt sich frei, darüber zu schweigen. 

Im Roman selbst werden einige Themen behandelt, die unsere Gesellschaft und insbesondere unsere Generation beschäftigen. Neben Rassismus und Migrationspolitik ist natürlich auch Feminismus ein wichtiges Thema. Dieses Buch ist nicht nur dafür geeignet, zu unterhalten, es ist ein Aufruf dafür noch immer bestehende Stereotypen abzuschaffen und offener für die Diversität unserer Gesellschaft und der Menschen zu werden.

Eine Gesellschaft funktioniert in meinen Augen am besten, wenn wir alle ersetzbar bleiben, uns aber so behandeln, als wäre es nicht so.

Bianca Nawrath

Was Bianca damit sagen will, ist schlicht und einfach, dass wir “verdammt noch mal alle lieb zueinander sein sollen”. Und damit hat sie Recht. Wir sind zu sehr abgestumpft zu einer Ellenbogengesellschaft in der sich jede:r selbst der/die Nächste ist. Und sie hat absolut Recht damit, wenn sie die derzeitige politische Situation in Europa als “peinliche Katastrophe” bezeichnet. Dieser immense Rechtsruck und der Aufschwung der “Neuen Rechten” macht Angst, und wir sind in der Pflicht uns dagegen zu stellen und mit allen Mitteln zu wehren, um eine weitere menschliche Katastrophe aufzuhalten, denn für eine Verhinderung ist es meines Erachtens schon fast zu spät. Bianca Nawrath trägt ihren Teil dazu bei, in dem sie ein Buch schreibt, das seitenweise Missstände heraus schreit und Augen öffnet. Es öffnet die Augen für eigene Verhaltensweisen, die so sehr in unseren Genen liegen, dass es einer konsequenten Selbstreflektion bedarf, um Schubladen zu schließen und Stereotype abzustellen. Dabei geht es nicht darum landestypische Traditionen abzuschaffen, es geht darum, solidarisch zu sein und in erster Linie den Mensch zu sehen, ohne vorurteilsbehaftet Barrieren aufrecht zu erhalten oder zu schaffen. Das Buch ist aber keineswegs mahnend, nein, jede:r Leser:in kann selbst entscheiden, welche Bedeutung er/sie den geschriebenen Worten beimisst und welche Schlussfolgerung für das eigene Leben gezogen werden kann. 

Biancas Buch wird durch den Ecco Verlag publiziert. Es handelt sich hier um einen Tochterverlag des HarperCollins Verlags, welcher ausschließlich Literatur von Frauen verlegt, auch die Verlagsarbeit selbst wird nur durch Frauen realisiert. Feminismus war wahrscheinlich nie so “hip” wie dieser Tage und auch innerhalb ihres Buches ist das Thema allgegenwärtig. Insbesondere an der Romanfigur von Kingas Mutter wird deutlich, wie wichtig eine Auseinandersetzung mit der Rolle der Frau innerhalb unserer Gesellschaft ist. Nach wie vor ist es kaum präsent, welche veralteten Rollenbilder innerhalb unserer Gesellschaft immer noch an der Tagesordnung sind. Ich habe Kingas Mutter als eine Löwin erlebt und finde es immer noch dramatisch, welchen Kampf Frauen durchleben müssen, um sich gleichwertig und gesehen zu fühlen. Umso mehr bin ich froh, dass neben so vielen Autor:innen nun auch ganze Verlage diesen Missstand bekämpfen möchten. Bianca legt uns Leser:innen übrigens Joyce Carol Oates Roman “Blond” sehr ans Herz, welcher natürlich ebenfalls im Ecco Verlag erschienen ist. Sie schwärmt regelrecht davon, wie ihre Schriftstellerkollegin Marilyn Monroe eine bildgewaltige und “beinahe einschüchternd schlaue” Bühne gibt. Monroe, die stets nur von Männern in Szene gesetzt und dabei schrecklich missverstanden wurde, bekommt endlich einen weiblichen Blickwinkel! Ich selbst notiere mir diese Empfehlung definitiv ganz dick auf meiner Wunschliste!

Bianca ist so eine unglaublich vielseitige Frau, es lohnt sich wirklich, sie im Auge zu behalten. Sie verspricht, dass sie so schnell nicht mehr mit dem Geschichten erzählen aufhört und auch ein eigener Film ist ein Traum von ihr, den es zu verwirklichen gilt.

Ich kann Euch nur empfehlen, das Buch zu lesen und Euch ein eigenes Bild zu meiner Schwärmerei zu machen. Und, solltet ihr Fragen an diese wunderbare Autorin haben, scheut Euch nicht, sie zu kontaktieren!

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